Donnerstag, Oktober 18, 2007

Fragmente meiner Tage

Erkenntnisse

Woran erkenne ich, dass ich wieder studiere? An meinem rechten Mittelfinger, vorderstes Fingerglied, wächst wieder die Bleistifthornhaut. Eine kleine Beule, am ersten Fingerglied, Ruheplatz des Bleistifts, Stunde um Stunde...


Wie ein aufgeregt Summender Bienenstock geht es durch die Studentenränge Tornadowarnung. Da rutscht mir das Herz gleich in die Hose. In der Pause renne ich zum Computer im Seminarraum und schaue auf weather dot com nach. Sieht nicht gut aus - genau ab der Zeit wenn ich auf dem Highway auf dem Weg nach Hause bin, soll es los gehen mit den Stürmen. Echte Freude - Echte Freude. Ich frage den Professor, ob ich eine halbe Stunde eher gehen darf. Anwort: " Ungern, sehr ungern, - aber wenns sein muss." Natürlich bleibe ich bis zum Ende der Vorlesung. Ein Auge immer aus dem Fenster. Schnell noch Göga angerufen, er soll auf den Wetterradar im Fernsehn achten.

Achtzehn Uhr, sprinte zum Auto. Göga am Handy, die ganze Zeit dabei. Ich komme am Auto an, finde meine Schlüssel nicht. Hatte vorher meinen Laptop im Kofferraum verstaut, damit ich ihn nicht über den Campus schleppen muss. Ob ich wohl die Schlüssel mit eingeschlossen habe?

Während ich hinter meinem Auto in der Tiefgarage meine Tasche ausräume, rumwühle, nix finde, dabei den Göga noch am Ohr habe, muss unbedingt aus der gegenüberliegende Reihe einer Ausparken. Natürlich mit so einem Jeep-ähnlichen Auto, er kann hinten nix sehen, sein Sensor piept wie blöde, schließlich ist da ja auch ein Hindernis. ICH. Ich bin aber abgelenkt, Tasche wühlen, Handy am Ohr, außerdem kann er ja wohl zwei Sekunden warten, bis ich weiß ob ich meinen Schlüssel habe oder nicht. Kann er aber nicht. Ein weiter ausparkenwilliger Mann weist ihn nun ein... Dass ich dabei munter Abgase einatme und mir das Ding ins Ohr piept interessiert keinen von beiden.

Schließlich schmeiße ich entnervt das neue Handy aufs Autodach, springe zur Seite und fluche ganz undamenhaft. Die beiden Männer bleiben davon unberührt und ignorieren mich. Göga ruft sauer zurück weil ich angeblich aufgelegt habe. Mann Nr. 3 der mir mal am Du-weißt-schon ... vorbeigucken kann. Dann finde ich die Schlüssel in einer Seitentasche, von deren Existenz ich zwar wusste, aber an die ich keine Erinnerung hatte, geschweige denn daran, dass ich die Schüssel hineingesteckt hätte.

Dann schmeiße ich meinen TomTom an und fahre los. Natürlich geht mir der Arsch auf Grundeis. Es ist heiß - immer noch. Mitte Oktober und Abends. Schon dunkel draußen und immer noch 77 Grad Fahrenheit (fast 25 C). Die Luftfeuchtigkeit ist auch sehr hoch. Muggy nennt man das hier - stickig.

Sobald ich auf der I24 (Interstate 24) bin, also gen Norden fahre, sehe ich hinter dem Horizont ein komisches Leuchten, erst dachte ich das kommt von den Trucks. Dann beginnt das Wetterleuchten. Die nächsten vierzig Minuten fahre ich ins Wetterleuchten hinein. Entgegen dem Instinkt - wer will schon in eine Lichterschau hineinfahren, von der man weiß, dass sie Tornadogefahr in sich birgt. Aber da entlang geht es nach Hause. Wie eine Diskokugel glitzert und blinkt das Leuchten ununterbrochen, nur kurz überwältigt von einem blauen Blitzen des Wagens eines State-Troopers, der mal wieder eine Raser gestoppt hat.

Bis ich nach Hause komme, fällt kein Tropfen Regen, zum Wetterleuchten gesellt sich aber so langsam ein Disko-Drummer.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Liest sich wie ein Krimi ;-)
Ich wünsch Dir ein schönes WE - erhol dich einfach von dem Psychostress!
LG + knuddels
pETRA