Sonntag, November 04, 2007

Donnerstag und Freitag

war ich Hiwi auf einer Konferenz. Details lassen wir mal. Mein highlight war für mich die Mittagspause am Donnerstag.

Aber nicht wegen des Essens. Da das Catering nicht so gut auf Draht war, bin ich kurz vorher raus und habe geschaut, ob das Essen nun da war. (Es waren Sandwiches mit Salat und Obstsalat in Plastikboxen. Der Raum war gerammelt voll. Draußen 40 Boxen. Also hab ich den Professor angesprochen, um zu schaun, wie er sich das vorstellt. Das Essen war NUR für die Vortragenden und die Helfer - nicht für das Publikum. Und wie macht man denen das klar? Währendessen begannen erste Zuschauer zu gehen und so verschwanden die ersten Essen. Also musste ich im Vorraum wache stehen.

Dann kommt ein älterer Mann herein, Mitte 70, etwas wackelig auf den Beinen. Er trägt einen braunen Anzug, sieht distinguiert aus. Vielleicht ein pensionierter Professor? Bei näherer Betrachtung sieht man zwei Hörgeräte, dessen kleine Schläuche irgendwie nebem dem Ohr baumeln. Der Anzug ist verschlissen, seine Schuhe abgelatscht. Er sagt, er hätte in der Zeitung von der Konferenz gelesen und seine Frau und Sohn wären auch gleich hier und steuert auf das Essen zu. Ich stoppe ihn und sage ihm, dass das Essen leider reserviert ist, aber das er nebenan in der Cafeteria essen holen kann. Er geht. Zehn Minuten später kommt er mit seiner Frau wieder. Sie war mal schön, bestimmt. Nun geht sie am Stock. Das Gesicht ist hager, die Haare sind zum weißen Pagenkopf geschnitten, die Faltenlandschaft könnte Bände erzählen. Sie hat kaum Zähne in ihrem eingefallenen Mund. Der Sohn ist auch dabei. Er ist regelrecht abgerissen, sein grünes Sweatshirt ist fadenscheinig. Sein Gesicht ist ausgemergelt. Wieder fragen sie nach Essen, wieder muss ich verneinen und auf die Mensa verweisen. Sie gehen. Die alte Frau kann nicht mehr stehen. Sie gibt mir noch den Rat nur in der Nähe von schönen Männern in Ohnmacht zu fallen. Dann gehen sie. Nach einer Weile kommt der Sohn wieder und fragt nach Essen. Das Spiel wiederholt sich.

Schließlich öffnen sich die Türen, die Konferenzteilnehmer strömen heraus und drinnen war angesagt worden, dass nur wer ein Namensschild trägt, auch Anrecht auf eine Lunchbox hat. Als sich der Vorraum füllt, gehe ich den Saal zurück und beginne damit, leere Kaffee- und Wasserbecher aus Pappe bzw. Plastik einzusammeln und zu entsorgen. Auf einmal sehe ich aus dem Augenwinkeln, wie der alten Mann den Vorraum mit drei Lunchboxen in aller Ruhe verlässt. Ich konnte es nicht glauben. Die drei müssen wirklich sehr hungrig gewesen sein. Als alle Konferenzteilnehmer versorgt sind, kommt er noch mal zurück und fragt auch noch nach Besteck...

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